1890 rief der Mainzer Bankier Carl Gunderloch im rheinhessischen Nackenheim sein gleichnamiges Weingut ins Leben. Der Aufstieg zu einem der bekanntesten und besten Häusern des Landes startete jedoch erst in den 1980er Jahren, als Fritz Hasselbach im Keller von Gunderloch die Arbeit übernahm. Über 125 Jahre später steht mit Johannes Hasselbach die 6. Generation an der Spitze des Familienhauses.
Mehr lesenGault&Millau 2020 - 4 von 5 Trauben
"Deutsche Spitze. Zu den Alleinstellungsmerkmalen des deutschen Weinbaus zählt ein uralter Tonschieferboden, der durch seinen Anteil an Eisenoxid eine charakteristische rötliche Färbung annimmt. Die Orte, die über solche Lagen verfügen, genießen unter Weinliebhabern einen geradezu sagenhaften Ruf. Der Rothenberg belohnt den außergewöhnlich akribischen und unermüdlichen Einsatz der Gunderlochs mit tiefen, konzentrierten Weinen, in denen sich Ausdruck und Eleganz die Waage halten."
Eichelmann Deutschlands Weine 2020 - 4 von 5 Sternen
"Hervorragender Erzeuger. Der Riesling vom roten Schiefer zeigt rauchig-würzige Noten, besitzt gute Struktur, feine Frische und Grip. Eine deutliche Steigerung bringen die beiden Ortsrieslinge. Die Auslese aus dem Rothenberg besitzt reintönige Frucht, gute Struktur und Frische – eine Frische, die kennzeichnend ist für die 2018er Kollektion von Johannes Hasselbach."
Robert Parker's Wine Advocate
"Since a couple of years the family estate is on its way back into the elite of Germany's finest Rieslings, especially with the three crus from the villages of Nierstein (Hipping and Pettenthal) and Nackenheim (Rothenberg)." - Stephan Reinhardt
1890 rief der Mainzer Bankier Carl Gunderloch im rheinhessischen Nackenheim sein gleichnamiges Weingut ins Leben. Der Aufstieg zu einem der bekanntesten und besten Häusern des Landes startete erst in den 1980er Jahren, als Fritz Hasselbach im Keller von Gunderloch die Arbeit übernahm. Über 125 Jahre später steht mit Johannes Hasselbach die 6. Generation an der Spitze des Familienhauses.
Das war aber nicht selbstverständlich. Johannes Hasselbach studierte Wirtschaftswissenschaften und trat dann erstmal eine Weltreise an. Um das Ganze unterwegs zu finanzieren, hielt er sich mit Jobs bei Winzern über Wasser. Und entdeckte dann die Leidenschaft der Menschen in den Weinbergen Australiens und Chiles. "Die Schönheit des Winzerberufs ist mir erst in der Fremde bewusst geworden", verriet der junge Hasselbach jüngst dem Reisemagazin Merian. Wieder daheim übernahm Johannes Verantwortung im Keller. Seit Juli 2015 leiten er und seine Frau Marie die Geschicke des Hauses.
Das Weingut kultiviert insgesamt 24 Hektar. Der Riesling dominiert, 85 % der Anbaufläche nimmt er ein. Hinzu kommen Silvaner, Grauer Burgunder, Spätburgunder, Weissburgunder, Scheurebe und Gewürztraminer. Mit Nackenheimer Rothenberg und Niersteiner Pettenhal und Hipping verfügt Gunderloch seit Dekaden über gleich drei absolute Top-Lagen in Rheinhessen. Hier entstehen Weine mit langer Lebensdauer, die Jahr für Jahr aufs Neue begeistern. Und wie selbstverständlich beherrscht man hier die gesamte Klaviatur die Riesling-Vinifizierung, egal ob trocken, feinherb, edelsüss oder als Grosses Gewächs. Mit dem Jahrgang 2012 hat Johannes Hasselbach seine ersten eigenen Weine herausgebracht, die gleich auf grosse Zustimmung trafen. "Weiter so!", notierte der Gault&Millau. Der junge Hasselbach hat die Kritiker nicht enttäuscht. Das Weinmagazin Fine schreibt über die Grossen Gewächse aus dem Jahrgang 2014: "Rheinhessen ist eine sichere Bank. Das liegt vor allem an der unermüdlichen Arbeit von Johannes Hasselbach vom Weingut Gunderloch. Was hier seit einigen Jahren passiert, verdient alle Aufmerksamkeit."
"Wann hast Du entschieden, dass Du in die Winzer-Fussstapfen Deines Vaters trittst?
„Anfangs war die Begeisterung bei mir für den Beruf Winzer gar nicht so gross. Als Kind lief ich während der Herbstferien bei der Lese durch feuchte und kalte Rebzeilen, um Trauben zu lesen - meine Freunde fuhren in den Urlaub. So richtig verstanden, worum es ging, habe ich damals noch nicht, meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Gepackt hat es mich erst später, auf meiner Wein-Weltreise. Nach meinem BWL-Studium hatten Marie (meine jetzige Frau) und ich den grossen Traum einer Weltreise. Da das Geld knapp war, beschlossen wir, die Reise mit Arbeit bei Weingütern zu finanzieren. Da traf ich junge Leute, die begeistert waren von der Arbeit im Weinberg. Sie kamen nicht aus Winzerfamilien, und brannten trotzdem für Wein. Dort lernte ich eine andere Seite dieser Welt kennen, die ich so gar nicht kannte. Ich war von den Persönlichkeiten und ihrer Motivation fasziniert. Das war der Funke, der den Wunsch, Winzer zu werden, anfeuerte.“
Jetzt leitest Du das Familienweingut in 6. Generation und bist gleichzeitig Vater von zwei Töchtern. Wie kriegst Du das alles unter einem Hut?
„Es war eine grosse Herausforderung, die Nachfolge anzutreten und gleichzeitig zwei Kinder zu bekommen. Das ist so als ob man drei Babys gleichzeitig gross zieht. Es ist unglaublich spannend, macht Spass und gibt mir Antrieb und Energie. Ganz selten ist es aber auch einfach nur anstrengend.“
Kannst Du drei Worte nennen, um deine Weine zu definieren?
„Individualität, Energie und Spass!“
Hast Du einen Lieblingsjahrgang?
„Das kann ich nicht mit einem Jahrgang beantworten. Jeder Jahrgang prägt mich, gerade jetzt am Anfang meines Winzerlebens. Als ich von meiner Weltreise zurückkam, musste ich erstmal alles von Anfang an lernen. 2010, ein extrem anspruchsvoller und faszinierender Jahrgang, habe ich angefangen, meinem Vater über die Schulter zu schauen. Im Jahr 2013 hatte ich dann mein erstes Aha-Erlebnis, durch mein wachsendes Verständnis bei der Arbeit, aber auch eine stärkere gefühlsmässige Auseinandersetzung mit dem Jahrgang. Seitdem hat sich mein Bauchgefühl bei der Weinbereitung verschärft, ich bevorzuge es, eher darauf zu hören als auf Lehrbuchmeinungen und chemische Formeln.“
Welchen Wein würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen?
„Eine einzige Flasche? Die Frage ist unfair! Viel zu viele! Ich würde wahrscheinlich stattdessen die Badehose vergessen. Ich probiere dafür einfach zu gern Wein und am liebsten jedes Mal etwas Neues.“"