Und es gärt weiter in der südlichen Pfalz! Mit Johannes Jülg - der auf dem väterlichen Weingut seit 2010 die Regie übernommen hat - betritt ein neues, großes Winzertalent die Bühne, der aus der geografischen Nähe zu Frankreich stilistische Konsequenzen gezogen hat. Selten trifft man auf so filigrane und elegante Terroirweine wie hier.
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„Wir sind sehr zufrieden mit dem, was Johannes Jülg im Keller leistet, nachdem ihm Vater Werner inzwischen das Kommando übergeben hat.“
Eichelmann Deutschlands Weine
„Gutes bis sehr gutes Weingut. Auch in diesem Jahr kann uns die Riesling-Riege wieder überzeugen…der Weißburgunder aus dem Sonnenberg zeigt Kraft… die drei puristischen Spätburgunder besitzen reintönige Frucht.“
Der Feinschmecker
„Trocken ausgebaute Rieslinge und straffe Burgunder sind die Stärke des Familienbetriebs.“
Und es gärt weiter in der südlichen Pfalz! Mit Johannes Jülg - der auf dem väterlichen Weingut seit 2010 die Regie übernommen hat - betritt ein neues, großes Winzertalent die Bühne, der aus der geografischen Nähe zu Frankreich stilistische Konsequenzen gezogen hat. Selten trifft man auf so filigrane und elegante Terroirweine wie hier.
Das Weingut Jülg ist in Schweigen-Rechtenbach daheim, das rund 38km westlich von Karlsruhe, direkt an der deutsch-französischen Grenze liegt. Ein Teil der Rebgärten befinden sich sogar auf französischem Hoheitsgebiet. Das 1961 gegründete Weingut ist ein klassischer Familienbetrieb, bei dem Johannes Jülg seit 2010 das Zepter seines Vaters Werner übernommen hat, ohne auf dessen Know-how zu verzichten, insbesondere die Schaumweine werden noch vom Senior vinifiziert. Das gut 20ha große Weingut konzentriert sich mit 40% Riesling, 35% Grau- und Weißburgunder und 10% Spätburgunder auf klassische Rebsorten, dazu kommt ein Mix aus St. Laurent, Schwarzriesling, Cabernet Sauvignon, Dornfelder, Merlot, Portugieser bei den Rotweinen und Sauvignon Blanc, Silvaner, Chardonnay, Muskateller, Scheurebe und Gewürztraminer bei den Weißweinen.
Spannend sind die verschiedenen Terroirs die man besitzt, wie Buntsandstein, Muschelkalk, Kalkmergel, Ton und Löss. Wie mittlerweile bei Spitzenweingütern üblich, ist das Portfolio in eine Qualitäts-Pyramide aufgeteilt, die mit Gutsweinen beginnt, und über die Terroirweine zu den Lagenweinen geht. Apropos Lage, die Jülgs besitzen mit Parzellen auf dem Sonnenberg, Springberg, St.Paul und Pfarrwingert einige der Filetstücke in Schweigen. Stilistisch orientiert man sich deutlich am Nachbarn und Johannes Jülg „…geht konsequent den Weg, seinen Weinen einen französischen Touch mitzugeben.“ (Gault&Millau). Doch man spricht auch Deutsch, insbesondere die urige Weinstube, die mit deftigen, hausgemachten Spezialitäten glänzt, gilt bei Gourmets als echter Geheimtipp. Man darf gespannt sein, wie sich dieses vielversprechende Weingut weiterentwickelt.
"Johannes, Family-Business ist wohl das neue Erfolgsmodell im deutschen Weinbau. Wie läuft bei euch die Kommunikation zwischen den Generationen?
„Wir müssen viel kommunizieren und das machen wir am besten beim Mittagessen pünktlich um 12 Uhr. Mit meinen Brüdern, die noch in Koblenz und Wiesbaden studieren, geht’s dann eher via WhatsApp oder Skype, was die Technik heute so hergibt. Klar, dass wir nicht immer zu einem Konsens kommen. Dann braucht man viel Ruhe und viele Argumente. Ich habe das alles ganz gern so.“
Der Spagat zwischen Rotwein und Weißwein scheint dir gut zu gelingen. Dazu kommt auch noch eine ganze Reihe von Schaumweinen. Wie geht man mit so vielen Pferden im Stall erfolgreich um?
„Im Keller übernimmt mein Vater die Schaumweine, der durch seine Erfahrung das richtige Gefühl für die Sektherstellung entwickelt hat. Für die Weiß- und Rotweinbereitung bin ich zuständig. Aber wir werden die Anzahl unserer Pferde im Stall in Zukunft etwas reduzieren, um uns mit der größten Konzentration auf die besten zu fokussieren. Nur so glaube ich, können wir einen Sprung weiter nach vorne machen.“
Offensichtlich hast du eine Schwäche für klassische Rebsorten wie Riesling, Spätburgunder, Grauburgunder und Co. Haben die berühmt-berüchtigten Neuzüchtungen ausgedient im Pfälzer Weinbau?
„Wir vertrauen den klassischen Rebsorten, deren Eigenschaften wir nun über Jahrzehnte studiert und uns deshalb darauf spezialisiert haben. Neuzüchtungen haben natürlich auch ihren Reiz, da sie gegen manche Pilzkrankheiten resistent sind. Bei den klassischen Rebsorten realisiert man die Reduzierung von Pflanzenschutzmittel an anderen Ecken, beispielsweise durch höheren Aufwand im Weinberg wie Laubwand- und Bodenpflege.“
Als Winzer, der direkt an der französischen Grenze beheimatet ist, und der sogar Weinberge auf französischem Terroir besitzt, liegt die Frage nach dem Einfluss der Grande Nation natürlich nahe. Ist der französische Weinbau immer noch Maß aller Dinge?
„Frankreich kann auf eine enorme Weinbautradition zurückgreifen, die in der Zeit vor Christus begann. Die Franzosen haben Handwerk und Fingerspitzengefühl im Weinberg und im Keller, die sie seit Generationen weitergeben. Doch wir deutschen Winzer kommen. Wir sind ehrgeizig, lassen neue Technologien in unsere Keller und sammeln Erfahrung in der Welt. Ich glaube, wenn man dieses französische Fingerspitzengefühl und den deutschen Ehrgeiz zusammenbringt, dann können wir in den nächsten Jahren etwas bewegen.“
Apropos Terroir. Kannst du uns kurz etwas über die Böden deiner Weinberge und deren Eigenschaften erzählen?
„In Schweigen haben wir zwei Typen: Der Kalkstein: Seine Farbe ist gelb bis grau, die Struktur ist steinig bis felsig mit nährstoffreicher Erde. Darauf sitzt größtenteils Burgunder, was dem Wein einen saftig-mineralischen Körper verleiht, sehr klar und präzise im Aroma. Der Buntsandstein: Er zeigt sich rötlich und wärmer mit einer luftigeren Bodenstruktur. Unsere Rieslinge wachsen darauf. Er gibt ihnen im Aroma breitere Fruchtkomponenten, mehr die tropischen Früchte. Der Körper ist würzig und elegant mit einer langanhaltenden Struktur.“
Holzfass oder Edelstahl? Barrique oder kein Barrique? Kaum eine Diskussion wird so widersprüchlich geführt wie die über den richtigen Ausbau der Weine. Hast du deinen Weg in dieser Sache schon gefunden?
„Mit dem Jahrgang 2013 füllte ich erst meinen dritten Jahrgang in die Flasche und gebe offen zu, dass ich meinen Stil in Richtung Holzeinsatz noch nicht zu 100 Prozent festgelegt habe. Ich bin hier noch offen, probiere vieles aus, achte aber auch das, was meine Kollegen ins Holzfass legen, um davon zu lernen.“
Als Winzer der jungen Generation haben dich deine Wanderjahre auch ins Ausland geführt. Ist das der Weg der Zukunft, ganz nach dem Motto “Think global, act local”?
„Ja, meine kleinen Reisen ins Ausland und viele weitere Stationen in Deutschland haben mir immens viel gebracht. Ich kann es nur empfehlen! Mein Vater ließ mich sechs Jahre gehen, somit konnte ich bei Winzern lernen, deren Weine ich als Teenager mit enormer Bewunderung probiert und anschließend die leeren Flaschen in meinem Zimmer wie Trophäen aufgestellt habe. Leider ist mein Opa sehr früh verstorben, weshalb es für meinen Vater solche Möglichkeiten nie gab. Ich werde das ewig schätzen.“
Mit dem Weißburgunder ‚Grenzgänger‘ hast du einen neuen Wein kreiert, dessen Trauben – nomen est omen – teils aus Frankreich, teils aus Deutschland stammen. Was prägt diesen Wein?
„Der Weißburgunder ist geprägt von der Region, vom Grenzgebiet, vom Buntsandstein, vom südpfälzischen Klima, der deutsch-französischen Zusammenarbeit und meiner Leidenschaft als Winzer. Die Trauben kommen von den Weinbergen um Schweigen und dem elsässischen Wissembourg. Wir sind tägliche Grenzgänger, meistens bei der Arbeit im Weinberg. Das Beste daran ist, dass das ohne eine einzige Grenzkontrolle funktioniert. Klar, heute ist das völlig selbstverständlich, aber mein Großvater musste im Weinberg immer seinen Pass dabei haben. Bei meinem nächsten Glas Wein stoße ich auf Europa an.“
Angenommen, Du müsstest auf eine einsame Insel auswandern und könntest fünf Flaschen Wein mitnehmen, welche wären das?
„2005 Riesling Halenberg Kabinett – Weingut Schönleber: Mit dem Horrorjahrgang 2006 erlebte ich bei den Schönlebers die größte Herausforderung in meiner Ausbildung 2008 Riesling „Abtserde“ - Weingut Keller. Klaus-Peter sensibilisierte mich für die Ausprägung des Bodens im Wein. 1999 „Richebourg“-Romanée Conti: Während meiner Zeit im Burgund durfte ich diesen Spätburgunder probieren. Der Beste, den ich bisher im Glas hatte. 2013 Riesling Kabinett „Schubertslay“ – Weingut Julian Haart: Ich habe großen Respekt vor Menschen, die den Mut haben, ihr eigenes Weingut von Null aufzubauen und nun oben ankommen sind. 2008 Spätburgunder „JJ“ – Weingut Jülg : Mein erster Wein und der Einstieg ins Wein-Business.“
Hast Du vielleicht ein Familien-Rezept für unsere Kunden? Was passt zu den roten Jülg-Weinen und was gibt es traditionell zu den Weißweinen?
„Das traditionelle Pfälzer Gericht zum Rotwein ist ein Pfälzer Wildschweinbraten mit Rotkraut und Kastanien. Für unsere Weißweine empfehle ich das Familienrezept à la Chefköchin Oma 'Dreggische Grumbeere' was auf Hochdeutsch 'dreckige Kartoffeln' heißt. Dazu nehme man Kartoffeln, Blutwurst, Leberwurst, Zwiebeln, Knoblauch, Majoran, etwas Öl, Salz und Pfeffer und man fühlt sich wie in der Pfalz."