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Trinktemperatur: Tipps und Tricks für noch mehr Weingenuss

Was bedeutet eigentlich Zimmertemperatur? Und warum sollen einige Weißweine kälter als andere serviert werden? Diese und weitere Fragen zur Trinktemperatur beantworten wir Ihnen hier.

Fast jedem Weinliebhaber ist das schon einmal passiert: Irgendwo bekommt man einen Wein serviert - und ist begeistert. Aromen, Balance, Intensität und Abgang. Hier stimmt einfach alles. Die logische Konsequenz: man kauft sich genau diesen Wein auch für Zuhause. Und da kann es dann durchaus zur Ernüchterung kommen. Entweder sticht der Alkohol stark hervor, die Aromen wirken nicht harmonisch oder sind gar verschlossen wie eine Auster. Diese Geschmacksenttäuschung kann aber ganz schnell behoben werden. Denn meistens wird der Wein nicht mit einer idealen Trinktemperatur serviert. Aber welcher Wein verträgt wie viel Grad?

Generell gilt ja die Faustregel: Rotweine soll man bei Zimmertemperatur genießen, Weiß-, Rosé- und Schaumweine direkt aus dem Kühlschrank. Noch vor 30 Jahren wäre dieser Ratschlag auch ideal gewesen. Dann kam aber der Fortschritt dazwischen. Dank leistungsstarker Heizungen und der damit einhergehenden Gewohnheitsänderung, sind unsere Räume heutzutage viel wärmer. Damals dachte man so an 16 bis 18 Grad Celsius. Heute sind es meistens 20 Grad oder sogar mehr. Ähnliches gilt auch für Kühlschränke. Das erste Gerät für den Hausgebrauch kam ja erst 1913 auf den Markt - und war ein absolutes Luxusprodukt.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg zogen ab 1945 immer mehr Kühlschränke in die Wohnungen der Republik ein. Mit den heutigen leistungsstarken Geräten hatten sie aber noch nichts gemein. Damals war man froh, wenn man auf 8 oder vielleicht sogar 6 Grad Celsius herunterkühlen konnte. Heute sind es meistens zwischen 2 und 5 Grad. Genau dieser technische Fortschritt hat zur Folge, dass wir unsere Weine also meistens zu warm oder zu kalt trinken. Aber welcher Wein hat denn nun welche ideale Trinktemperatur? Das dröseln wir jetzt einfach mal auf.

Schaumweinflaschen in einem Kühler, damit sie die richtige Trinktemperatur erreichen
Wenn Schaumwein direkt aus dem Kühlschrank kommt, ist er meistens zu kalt - Kühler sind da eine gute Alternative.

Trinktemperatur für Rotwein

Bekanntlich ist ja Rotwein nicht gleich Rotwein. Also gibt es auch unterschiedliche Trinktemperaturen. Generell können Sie bei einem Wein mit einem mittleren bis vollen Körper mit einer Temperatur zwischen 16 und 18 Grad Celsius nichts falsch machen. Bordeaux, Rioja oder ein Châteauneuf-du-Pape fühlen sich hier ebenso wohl wie ein Barolo, ein Brunello di Montalcino oder auch ein Amarone della Valpolicella. Auch für einen Vintage Port ist diese Trinktemperatur sehr geeignet.

Rotwein wird aus einer Weinflasche in ein Weinglas eingegossen

Sie sehen: die meisten Rotweine fühlen sich zwischen 16 und 18 Grad Celsius wohl. Generell gilt: je weniger Tannin ein Wein hat, desto kühler sollte er genossen werden. Ein Chianti zeigt zum Beispiel bei 16 Grad Celsius, was er kann. Selbiges gilt für einen Pinot Noir. Haben Sie allerdings einen leichten Vernatsch aus Südtirol oder aber einen Gamay aus dem Beaujolais im Glas, dann dürfen es auch gerne 14 Grad Celsius sein, um den frisch-fruchtigen Charakter des Weins herauszukitzeln.

Rotwein in einem Kühler auf einem Tisch - daneben ein Glas mit Rotwein
Leichte und schlanke Rotweine kann man auch leicht gekühlt genießen.

Trinktemperatur für Weiß- und Rosé-Weine

Wo wenig bis kein Tannin mit im Spiel ist, geht es im Glas kühler zu. Willkommen in der Welt der weißen und rosafarbenen Weine! Hier finden wir tatsächlich ein paar mehr Abstufungen als bei den roten Varianten. Schlanke Weißweine und Rosés, die jung genossen werden sollten, becircen meist mit ihrer Fruchtigkeit. Und die kommt bei einer Trinktemperatur von 7 bis 10 Grad Celsius am besten zur Geltung. Ob nun ein knackiger Riesling, Sauvignon Blanc, Albariño, Weiß- und Grauburgunder oder ein mineralischer Rosé aus der Provence. Sie alle lassen sich in diesem Bereich ideal genießen. Hierbei gilt: je aromatischer die Rebsorte, desto höher die Temperatur. Riesling und Sauvignon Blanc dürfen also gerne mit 10 Grad Celsius ins Glas.

Ein Glas mit Weißwein auf einem Tisch mit weißer Tischdecke und einem Schattenspiel

Wurde der Weißwein in einem Holzfass ausgebaut, besticht er meist mit etwas mehr Struktur und einem kräftigeren Körper. Damit man trotzdem auch die fruchtigen Aromen schmecken kann und der Wein sich besser öffnet, empfiehlt sich hier eine Trinktemperatur von 12 Grad Celsius. In diese Kategorie fallen zum Beispiel ein in Holz ausgebauter Chardonnay aus Kalifornien oder dem Burgund - ebenso wie ein kräftiger Riesling oder Gewürztraminer aus dem Elsass. 14 Grad Celsius sind dagegen perfekt, wenn Sie besonders körperreiche Weißweine genießen möchten, die auch mit ein wenig mehr Alkohol daherkommen. Zum Beispiel ein Riesling Großes Gewächs aus der Pfalz oder dem Rheingau oder einen Grünen Veltliner Smaragd aus der Wachau. Bei dieser Temperatur fühlen sich auch Weißweine wohl, die auf der Maische vergoren wurden und damit Schalenkontakt hatten. Sprich: Orange Wines.

Weinflaschen in einem großen Eiskübel mit Eiswürfeln in einer Detailaufnahme
Die ideale Trinktemperatur bei Weißweinen ist recht unterschiedlich.

So kühl sollten Schaum- und Süßwein sein

Ob nun Champagner, Sekt, Prosecco oder Cava - bei Schaumweinen sieht es mit der Trinktemperatur schon wieder einfacher aus. Handelt es sich um jahrgangslose Prickler oder solche, die besonders frisch und fruchtig sind, dann passt so ziemlich alles zwischen 6 und 10 Grad Celsius. Anders sieht es hingegen bei Jahrgangs- oder Rosé-Champagnern aus. Die haben in der Regel nämlich mehr Körper und Struktur. 12 Grad Celsius sind da ideal, damit die Tiefgründigkeit besser zum Vorschein kommt.

Süßweine wie Sauternes oder ein Eiswein sollten generell sehr gut gekühlt ins Glas kommen. Da die Aromen sehr intensiv sind, kommen sie auch bei niedrigeren Temperaturen gut zur Geltung. So wird nämlich der hohe Restzucker in Zaum gehalten, der dann nicht pappig süß, sondern eher erfrischend und gut ausbalanciert daherkommt. 6 Grad Celsius sind hier gut. Ansonsten gilt die Regel: je weniger Restzucker und je mehr Alkohol ein Süßwein hat, desto wärmer darf er sein. Bis zu 10 Grad Celsius ist vollkommen normal.

Schaumweinflasche in einem Kühler auf einem Steg, daneben zwei gefüllte Sektgläser, im Hintergrund ist das Meer zu sehen
Besonders frische und fruchtige Schaumweine genießt man am besten zwischen 6 und 10 Grad Celsius.

Trinktemperatur nach oben korrigieren

Nun hat man ja nicht immer ein Weinthermometer parat, mit dem man die Trinktemperatur kontrollieren kann. Und ganz ehrlich: eigentlich ist das auch gar nicht nötig. Ihr Gaumen verrät Ihnen meist schon von ganz allein, ob der Wein vielleicht kühler oder wärmer sein sollte. Tritt der Alkohol unangenehm stechend hervor, dann runter mit der Temperatur, sind die Aromen arg verschlossen, dann bitte rauf damit.

Bei einem zu kühlen Wein erledigt sich das Problem meist von ganz allein. Denn alle 4 Minuten steigt die Temperatur um 1 Grad Celsius. Falls Sie etwas ungeduldig sind, dann legen Sie einfach Ihre Hände um den Weinkelch. Ihre Körperwärme beschleunigt den Prozess. Aber bitte den Wein nicht auf die Heizung oder in die pralle Sonne stellen, um ihn zu erwärmen. Das geht dann doch ein wenig zu schnell und kann sich im Zweifelsfall auf den Geschmack auswirken. Wein ist schließlich ein sensibles Produkt.

Trinktemperatur eines Rotweins wird mit einem Thermometer im Glas gemessen
Um die Trinktemperatur zu kontrollieren, muss man wahrlich nicht immer ein Thermometer parat haben.

Wein effektiv kühlen

Ist der Wein zu warm, hilft eine Kühlmanschette, in die man die Flasche für ein paar Minuten steckt. Oder in einen Kühler. Ein Weißwein braucht im Kühlschrank ungefähr zwei Stunden, bis er durchgekühlt ist. Bei Schaumweinen dauert es etwa 30 Minuten länger, da die Flaschen aufgrund des Innendrucks dicker sind. Wein reagiert auf Runterkühlen nicht ganz so empfindlich wie beim Erwärmen. Wenn es also mal schneller gehen muss, dann gehen auch zur Not 20 Minuten im Eisfach. Aber bitte die Flasche dort nicht vergessen! Gefriert der Wein, dehnt sich die Flüssigkeit aus. Die Flasche kann also platzen. Diese böse Überraschung möchte niemand saubermachen.

Eiswürfel verwässern einen Wein übrigens. Die sollten also nur zum Einsatz kommen, wenn Sie gerne Schorle trinken oder aber den Alkoholgehalt etwas nach unten drücken möchten. Und zum Schluss haben wir noch einen kleinen Tipp für Sie: Gerade im Hochsommer zur Grillsaison empfiehlt es sich, Weine generell ein wenig kühler als üblich zu servieren. Zum einen, weil das schön erfrischend ist. Zum anderen laufen Sie nicht so schnell Gefahr, dass der Wein bei heißen Außentemperaturen eher Richtung Glühwein denn sommerlichen Genuss geht. Und zur Not geht’s einfach wieder zurück in den Kühlschrank, bis man wieder die richtige Trinktemperatur hat. Was sonst auch eine schöne Lösung ist, vor allem, wenn man draußen grillt: ein Kübel, der bis zur Hälfte mit Wasser und Eiswürfeln gefüllt ist. So bleiben Weine lange kühl - und sehen auch noch äußerst dekorativ aus.

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