Der Guía Peñín ist der Weinguide für Wein aus Spanien und sein Gründer José Peñín der vinophile Matador der Halbinsel. Nirgends sonst wird spanischer Wein in vergleichbarer Breite und Tiefe verkostet und bewertet. Seit knapp 30 Jahren sorgt der Guía Peñín dafür, dass sich auch Gelegenheits-Spanier und Wein-Touristen in der Vielfalt des iberischen Weines zurechtfinden.
José Peñín und seinem Verkoster-Team ist es wichtig, nicht einfach die namhaften Bodegas abzuklappern und deren Weine in den Himmel zu loben. Natürlich dürfen einige Legenden nicht fehlen, doch genauso sollen unbekannte, leidenschaftliche Winzer ihren Platz und ihre Anerkennung finden. Einmal im Jahr erscheint der Guía Peñín mit Geschichten von über 9000 Weinen und mehr als 2000 Bodegas.
Über den Guía Peñín
Spanischer Wein steckt voller Erzählungen. Die bewegte Geschichte des Landes hat einen vinophilen Flickenteppich hinterlassen. Blaublüter von Habsburg bis Anjou hinterließen ihre Einflüsse in den letzten Jahrhunderten. Und anders als häufig angenommen, konnten auch die Mauren vom Wein die Finger nicht lassen. Während deren Herrschaft in Andalusien florierte der Sherrymarkt aller religösen Verbote zum Trotz.
Und da der Weinbau immer wieder seismographische Fähigkeiten aufweist, gesellschaftlich Gewachsenes abzubilden, spürt man das Auf und Ab noch heute. Unzählige Stilistiken, Rebsorten, Regionen und Sub-Regionen machen Wein aus Spanien schnell unübersichtlich. So dürften sich Weintrinker freuen, dass der Guía Peñín Überblick verschafft.
"Meine Mission ist die Vermittlung." - José Peñín
Der Guía Peñín ist der wichtigste Weinguide Spaniens. Wer Wein aus Spanien kennenlernen will, kommt am Guía Peñín in seiner Westentasche nicht herum. Seit 1990 wird spanischer Wein vom Weinguide Nr. 1 Spaniens verkostet, diskutiert und bewertet. Der Anspruch des Guía Peñín ist es, Spanien in seiner vollen Vielfalt abzubilden.
Deswegen verkostet er nicht nur die Spitzenbetriebe, sondern knapp 2000 Weingüter vom internationalen Großbetrieb in La Mancha bis zur Ein-Mann-Bodega in Levante 1000m ü. NN. Über 9000 spanische Weine sind es am Ende jeder Ausgabe, die einmal jährlich erscheint. Als Vermittler zwischen Winzer und Weintrinker verstehen sich die Redakteure des Guía Peñín dabei. Den Weintrinkern zu helfen, denjenigen hervorragenden Wein in einer Masse an mäßigen zu finden, das ist das Ziel.
Der starke Mann dahinter ist José Peñín, der locker als der Robert Parker Spaniens bezeichnet werden kann. Doch eines unterscheidet José Peñín von seinem amerikanischen Kollegen. Geboren in Léon, im Norden Spaniens, ist José Peñín ein echter Lokalmatador. Und das ist gut so, denn der spanische Weinbau ist kompliziert und voller Vielfalt.
Doch obwohl José Peñín an guten Tagen bis zu 150 Weine verkostet und seine Nase trotz des fortgeschrittenen Alters noch gut intakt ist, bekommt man so etwas nicht alleine gestemmt. Ein kleines, aber erfahrenes Team aus Verkostern und Weinjournalisten unterstützt José Peñín beim Vergeben der begehrten Peñín-Punkte.
Unsere Guía Peñín-Tipps
José Peñín ist ständig auf der Suche. Auf der Suche nach dem besonderen Wein - und der ist manchmal schwerer zu entdecken, als man es vermuten möchte. Die Idee, den spanischen Weinbau zu erfassen, kam José Peñín schon in den 70er-Jahren. Da hatte er gerade einen Weinclub gegründet, in dem sich vinophile Kenner gegenseitig CARE-Pakete mit Wein aus Spanien zuschickten.
Angetrieben, einen seriösen Weinguide zu schaffen, war José Peñín aber auch, weil nicht alles so rund lief ein seinem Heimatland. Kulturlosigkeit im Umgang mit Wein warf er seinen Landesgenossen mal in einem Interview vor.
Dem ehemaligen spanischen Diktator Franco wird nachgesagt, Wein zu einem nützlichen Utensil beim Gottesdienst herabgewürdigt zu haben. So befahl er während seiner Herrschaftszeit die Rodung zahlreicher Viura-Reben Ruedas. Doch: mag Franco auch das Land und die Weinindustrie zugrunde gerichtet haben, so hat er die Warmherzigkeit für den Weinbau nicht aus den Spaniern herausprügeln können.
Schaut man sich die Karte im Disfrutar an, kann man José Peñíns Empörung nachvollziehen, in diesem Land auch nur auf einen einzigen Menschen zu treffen, der kein Weinliebhaber ist. Im Disfrutar, dem vielleicht besten Restaurant Spaniens, steht ein 1947er Garnatxa auf der Karte, der ziegelrot wie eine Eins im Glas steht. Und das noch nicht mal von einem ganz großen Haus. Das findet sich so nur in Spanien!
José Peñín ist angetreten, um Wein nach dem zu bewerten, was in ihm steckt, was ihn auszeichnet. Ganz egal ob er einem semi-verchromten High-Tech-Keller des Star Architekten Frank O. Gehry in Rioja oder einer kleinen Klitsche mit Ziegeldach aus der andalusischen Hochebene entspringt. Nicht das Weingut mit dem höchsten Marketingbudget, sondern das mit dem meisten Herzblut sucht José Peñín.
"Es kann sein, dass gerade ein Schäfer irgendwo im Kernland unterwegs ist und einen Tropfen im Lederbeutel hat, der eine echte Entdeckung ist." - José Peñín
Robert Parker ist es gelungen, als Ausländer in Bordeaux Botschafter-Status zu erlangen. Dass ein Ausländer nach Spanien kommt, um den Spaniern den spanischen Wein zu erklären, ist nur schwer denkbar. Wer die unendliche Weite des spanischen Weinbaus betrachtet, wird schnell erkennen, dass es echte Spanier braucht, um Wein aus Spanien zu vermitteln. Denn im Gegensatz zu Bordeaux, dem Burgund oder der Toskana, ist der spanische Weinbau schon fast verwunschen.
Oft sind es die marketing-trägen und lokalen Winzer, die das meiste Herzblut in ihre Weine fließen lassen. Die Namenlosen, die Etikettenlosen, das sind die Weine, die José Peñín sucht. Namenlos bleiben allerdings nur die wenigsten Bodegas, nachdem ihnen der Guía Peñín Punkte im höchsten Bereich verliehen hat. Doch Spanien ist groß und José Peñín noch nicht müde. Auf ein paar Entdeckungen können wir noch hoffen.